Kolumne & Personal

Friday Chat #1 – Generation unfähig

11. November 2016

Wir können nicht lieben, uns nicht festlegen und wissen nicht was wir wollen – das sind wir als Generation. Uns wird gesagt, wir sollten unsere Leidenschaft zum Beruf machen und jeden Tag wir selbst sein. Und das alles mit dem Gedanken beobachtet zu werden und jeden Moment im schönsten Licht darstellen zu müssen – eigentlich haben wir es gar nicht so leicht. 

Vielleicht machen wir uns alle zu viel Stress. Das Leben muss nicht perfekt ausgeleuchtet und mit der schönsten Hintergrundmusik ablaufen. Wir müssen nicht mit 21 Jahren schon wissen wohin unser Weg gehen soll. Unsere Pläne dürfen sich wieder und wieder ändern. Wenn wir Lust haben den Sommer lang mit einem Rucksack bepackt die Welt zu sehen ist das genauso in Ordnung wie wenn wir uns eine Woche in ein All-inclusive -Resort zurückziehen und eine Massage nach der anderen genießen.

Unsere Leidenschaft zum Beruf machen

Davon redet wohl jeder. Doch was, wenn wir unsere Leidenschaften erst finden müssen? Wenn wir uns von einem Tag auf den anderen nicht mehr sicher sind, wohin wir wollen? In einer Welt der unendlichen Möglichkeiten sollte das ja wohl kein Problem mehr darstellen. Was, wenn wir uns nicht kaputt-arbeiten möchten nur um etwas zu werden? Doch wenn die Entscheidung steht, dann muss man nur sich selbst damit glücklich machen und nicht auf das Verständnis von anderen warten. Aufhalten lassen? Auf keinen Fall! Wenn ihr ein Ziel habt, dann pinnt es euch auf euren Bildschirmhintergrund, macht ein Pinterest-Board, hängt es euch über’s Bett. Und wenn es sich ändert, kein Problem – dann hängt dort eben bald ein anderer Wunsch. Was ich damit sagen will; macht das was euch Spaß macht und versucht richtig gut darin zu werden.

Die Sache mit der Liebe

Wir sind alle im gleichen Dilemma gefangen, und das wissen wir ganz genau. Denn eigentlich laufen wir alle mit gebrochenen Herzen durch die Gegend und reden uns ein den Partner für’s Leben mit 21 Jahren finden zu müssen – bei Mama war das schließlich auch so. Meine Einstellung dazu ist, dass das in unserer Generation einfach mehr als unwahrscheinlich ist. (Das ist wirklich nur meine Meinung!). Wer will den schon noch Bindungen eingehen? Das ganze Leben ist schließlich eine lange Zeit. Natürlich kann man mir vorwerfen so zu denken, weil ich gerade nicht darauf aus bin diesen einen Menschen zu finden, aber auch dann würde ich mir die Frage stellen, wie realistisch dieser Traum eigentlich ist.

Ich will damit nicht sagen, dass es nicht funktionieren kann. Ich kann es mir nur schwer vorstellen. Auch will ich niemanden angreifen der denkt, seine große Liebe gefunden zu haben. Denn wie gesagt, es kann natürlich sein und jeder sollte sein Leben so gestalten wie er oder sie es möchte.

Wir sind jung, die Welt steht uns offen und wir haben Möglichkeiten die unsere Eltern nie hatten oder haben werden. Warum sollten wir diese nicht nutzen; also jetzt wo wir jung sind und uns sowieso die wenigsten so wirklich vermissen würden. Ein klein bisschen Egoismus ist gesund.

Die Welt, ein schrecklicher Ort

Die Medien sind voll mit Unfällen, Anschlägen und Wahlen bei denen die „falschen“ gewinnen. Unsere Gesellschaft ist gespaltener denn je. Aber sich Sorgen zu machen löst die Probleme von morgen genauso wenig, wie einen Facebook Post zu liken, in dem es darum geht die Welt zu verbessern. Als Einzelner könne man sowieso nichts tun. Doch, man kann. Wir können vielleicht nicht die ganze Welt verändern, aber wir können unsere Welt verändern. Hört doch auf euch nur Sorgen zu machen. Überlegt euch lieber, wie ihr euer Umfeld zu einem schöneren Ort machen könnt. Bietet Hilfe an, sagt jemandem wie viel er euch bedeutet und arbeitet hart an den Dingen an die ihr glaubt. Beginnt eure eigenen guten Nachrichten zu erschaffen.

Und noch etwas: Lasst euch nicht von Menschen runterziehen die kein Recht dazu haben euch in eurem Leben unglücklich zu machen. Irgendwann lernt man auch das. ♡

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6 Comments

  • Reply Rosa R. 11. November 2016 at 19:10

    Das hast du wunderbar gesagt 🙂 ich finde das fasst den aktuellen Zustand der „Jugend“ und „twenty-somethings“ wirklich gut ein. Freu mich schon auf mehr persönliche Einträge! Bussi meine Liebe

    • Reply Kathrin Siebert 11. November 2016 at 19:12

      Danke dir! Ich finde, es musste einfach mal gesagt werden. 🙂

  • Reply Manuel Wagner 19. November 2016 at 14:57

    Ich mag deine Texte, du scheinst sehr philosophisch zu sein – das ist sympathisch. Dinge/Normen usw. zu hinterfragen macht auf jeden Fall mehr Sinn, als alles einfach „gegeben“ hinzunehmen und „es ist so wies halt ist.“ Weiter so!

    • Reply Kathrin Siebert 20. November 2016 at 12:08

      Danke dir für deine netten Worte! 🙂

  • Reply Carina 23. Dezember 2016 at 10:13

    Hallo 🙂
    Ich finde deinen Text wirklich gut, du hinterfragst Dinge, die für uns selbstverständlich scheinen. Ich weiß, dass das was du hier teilst deine persönliche Meinung ist, allerdings finde ich eine Sache absolut nicht logisch: Du sagst, man soll viel dafür tun seine Träume zu verwirklichen und auch daran arbeiten, gut in dem zu werden was man gerne tut. Dann aber findest du, man sollte sich nicht von einem Partner erwarten, dass es der Mensch fürs Leben ist. Das mag nicht allzu realistisch sein aber es ist für viele ein Traum. Hat man diesen Menschen gefunden, mit dem
    man sich das vorstellen kann dann sollte man doch an dem Ziel festhalten und hart dafür arbeiten, es zu erreichen. Man sollte gut darin werden den Menschen langfristig zu lieben. Das ist das was ich aus deinem ersten Absatz entnehme, ich finde man sollte das nicht nur auf den Beruf sondern auf das ganze Leben anwenden oder?

    • Reply Kathrin Siebert 2. Januar 2017 at 8:12

      Liebe Carina,
      da hast du natürlich absolut recht! 🙂 Wenn man daran glaubt, dann muss man diesen Menschen auch festhalten! 🙂

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